Oberschule – die neue Sekundarschule

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Geschrieben, am 1. Juni 2019

Was ist die Sekundarschule? Wie genau funktioniert das neue Schulsystem? Und welche Vorteile bietet sie?

Was ist die Schulstrukturreform? Seit Januar 2010 ist sie beschlossene Sache: die Schulstrukturreform. Sie bedeutet genau das, was ihr Name ausdrückt: Die alte bekannte Struktur mit den Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien wird aufgelöst und überführt in eine neue Struktur. Neben dem Gymnasium, das in der bisherigen Form weiterbestehen wird, wird es dann nur noch die Sekundarschule als weiterführende Schule geben. In dem neuen Schultyp werden alle bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen zusammengefasst und gleichzeitig werden auf einmal mehrere Mängel der alten Struktur aufgehoben: Alle Kinder – unabhängig davon, ob aus bildungsnahen Familien oder nicht – besuchen die gleiche Schule, sie haben die Möglichkeit alle Schulabschlüsse nach Interessen und Fähigkeiten zu machen. Die Entscheidung darüber, welchen Schulabschluss sie machen, wird viel später gefällt. Und auf der Sekundarschule können alle Abschlüsse gemacht werden: Berufsbildungsreife und erweiterte Berufsbildungsreife (BBR und eBBR – vormals Hauptschulabschlüsse) und Mittlerer Schulabschluss (MSA – vormals Realschulabschluss), aber auch Abitur!

Wie genau funktioniert die Sekundarschule? In Pankow wurden alle bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu Sekundarschulen zusammengefasst. Allein die Robert-Havemann-Gesamtschule wurde zum Gymnasium. Die Gymnasien blieben in bewährter Art bestehen. Das besondere und eine wichtige Neuerung, die die Neustrukturierung mit sich bringt ist, dass die Eltern die wichtige Entscheidung über die Art des Schulabschlusses nicht mehr schon beim Wechsel von der Grundschule fällen müssen, sondern erst dann, wenn der jeweilige Abschluss ansteht. SchülerInnen, Eltern, aber auch LehrerInnen haben so mehr Zeit zu schauen, wo die Stärken liegen und welche Interessen sich in der Schullaufbahn abzeichnen. Schulerfolg steht damit nicht mehr im Zusammenhang mit sozialer Herkunft. Ganz wichtig dabei ist, dass die Sekundarschule viel besser in der Lage ist, unterschiedliche Entwicklungen und Lerntempi der Kinder aufzufangen und in kleineren Klassen die individuelle Betreuung zu verbessern.

Sekundarschule = Ganztagsschule. Alle Sekundarschulen wurden Ganztagsschulen. Die Eltern und ihre Kinder haben in Pankow die Wahl zwischen sogenannten teilgebundenen und gebundenen Ganztagsschulen. In den teilgebundenen Ganztagsschulen gibt es an mehreren Tagen Pflichtunterricht bis 13.30 Uhr und ein ergänzendes Angebot am Nachmittag. Nur an ausgewählten Tagen erstreckt sich der Unterricht verbindlich bis 16 Uhr. Die Angebote an den offenen Nachmittagen können die Kinder wahrnehmen, sind aber nicht dazu verpflichtet. In den gebundenen Ganztagsschulen findet der Unterricht jeden Tag bis 16 Uhr nachmittags statt. Anwesenheit ist Pflicht. Der Vorteil ist, dass die Schule den theoretischen Unterricht besser mit ergänzenden, auch praktischen Angeboten durchsetzen kann. Das Lernen wird für die Kinder entspannter.

Duales Lernen – mehr Chancen für die Praxis. Eine der wichtigsten Neuerungen ist das praxisbezogene, sogenannte Duale Lernen. Schon in der Schulzeit wird das theoretische Lernen ergänzt durch praktische Angebote und Praktika. Auch das gibt SchülerInnen eine Orientierungshilfe. Damit bieten sich auch ganz neue gesellschaftliche Chancen, die Kinder mit den unterschiedlichen Themen und Fragen in Kontakt zu bringen, die sie auf die komplexen Realitäten nach der Schule vorbereiten. Nicht zuletzt wird praktisches Arbeiten und handwerkliches Geschick wieder aufgewertet, in dem es dem theoretischen Lernen gleichgestellt wird.

Sekundarschule versus Gymnasium – was will was? Beide Schularten führen zu den gleichen Abschlüssen, aber die Lernbedingungen sind unterschiedlich: Am Gymnasium wird das Abitur in der Regel nach 12 Jahren gemacht, begabte SchülerInnen können in Schnellläuferklassen auch nach 11 Jahren abschließen. In der Sekundarschule kommt das Abitur nach 13 Jahren, aber auch hier besteht die Möglichkeit, das Abitur nach 12 Jahren zu machen. Die Kinder haben damit mehr Zeit für ihre eigenen Interessen und ihre persönliche Entwicklung. Das Gymnasium steht für leistungsorientiertes Lernen und ist für Kinder geeignet, die leicht lernen und trotzdem noch ausreichend Zeit haben, ihre eigenen Interessen am Nachmittag wahrzunehmen. Die Sekundarschule will Praxisbezug. Hier haben die Kinder – in und außerhalb der Schule – mehr Zeit, sich auszuprobieren.

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